Südamerika-Trip 9.0

Ca Tag 33

In Lima angekommen checkten wir nach einer 40 Minuten Taxifahrt im Pariwana Hostel im Bezirk Miraflores ein. Dessen ultragemütliche Dachterrasse inklusive professionellen Ping-Pong Tisch und das äußerst schnelle Wlan überzeugten uns auf Anhieb. Nachdem wir zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit den Nachmittag nur gechillt hatten, machten wir uns gegen 4 zum Strand auf, der nur einen 10 minütigen Fußmarsch entfernt war. Die Stadt Lima, die uns bis jetzt immer als unnötige und fade Großstadt beschrieben wurde, gefiel uns dabei ausgesprochen gut. Der westliche Großstadt Vibe, den die Stadt versprühte, war für uns wieder mal eine willkommene Abwechslung. Am Strand angekommen zischten wir bei Sonnenuntergang noch ein kaltes Biertschi und machten uns über Nils lustig, der mit seiner kurzen Jeanshose und einem Hawaiihemd aussah wie die größte Lachnummer Perus.

Zurück im Hostel trugen wir uns direkt für die jeden Abend stattfindenden Competitions ein. Da es sich bei der heutigen um Beerpong handelte, waren wir angesichts unserer jahrelangen Erfahrung sehr zuversichtlich diese zu dominieren. Besonders Chri Dejaco, der in Wien seit Jahren immer das Beerpong Sommercamp besuchte, gab bereits im Vorhinein bekannt, sich mit nichts anderem als dem Titel zufrieden zu geben. Ein weiterer Ansporn waren die Preise, die das Hostel immer für den Gewinn der Competitions ausschrieb. Da diese von Freedrinks über Vodkaflaschen bis hin zu Freenights reichten, gingen wir sehr ehrgeizig an die Sache ran. Tatsächlich sollten wir auch über die nächsten 3 Abende sämtliche Wettstreite dominieren, weshalb wir spätestens beim Check-out dem gesamten Hostelstaff als „the Austrians“ bekannt waren.

Untertags beschlossen wir wieder auf den Strand zu gehen und uns dort am Surfen zu versuchen. Da Stephan und Chri bereits surfen konnten, stürzten sie sich ohne größere Probleme in die Wellen. Anders sah die Sache bei Niklas und Arno aus, die zuvor erst einmal bzw. nie auf einem Surfbrett gestanden hatten und deshalb die wortwörtlich Poissons im Wasser waren. Dies sollte sich aber zumindest bei Niklas am nächsten Tag ändern, der gegen Abend des zweiten Surftages so langsam den Dreh raushatte. Arno hingegen hatte nach seiner gestrigen „Tauchstunde“ das Handtuch geworfen und traute sich erst gar nicht wieder in die Fluten.

Am letzten Abend vor unserer Abreise beschlossen wir, uns nochmal so richtig in Limas Nachtleben zu stürzen. Leider waren Chri und Nils gesundheitlich angeschlagen und blieben deshalb im Hostel. Die drei verbliebenen Amigos machten sich nach einem kurzen Vorglühen zu dem vom Hostel empfohlenen Club auf. Dieser war aber ca so voll wie die Passe an einem schwachen Donnerstag im Jänner, was uns dazu bewog in ein Taxi einzusteigen und den Fahrer zu bitten uns in den besten Nightclub der Stadt zu bringen. Dieser erklärte sich sofort dazu bereit und behauptete prompt den besten und exklusivsten Nightclub der Stadt zu kennen. Was wir allerdings nicht wussten war, dass die uns bekannten Clubs in Lima als Disquoteca bezeichnet werden und es sich bei Nightclubs um Etablisements des vertikalen Gewerbes handelt. Dementsprechend waren wir äußerst überrascht als wir uns nach der Taxifahrt nicht in einem Club sondern in einem richtig edlen Hinterhof-Bordell befanden. Obwohl die 3 Meter hohen und 2 Meter breiten Türsteher sehr einladend wirkten, beschlossen wir diese Erfahrung auf die nächste Südamerika Reise zu verschieben.

Am nächsten Tag ging unser Flug nach Iquitos, das sich tief im Amazonas befand und deshalb ausschließlich per Flugzeug oder per Schiff zu erreichen ist. Der Flug war leider von sehr heftigen Turbulenzen geprägt, was besonders den eher flugscheuen Christoffer und Stephan so gar nicht schmeckte. Nachdem die Maschine beim Landemanöver nur noch hin und her geschmissen wurde, kündigte Letzterer gar an mit dem Boot zurück fahren zu wollen.

In der Stadt angekommen trafen wir uns direkt mit dem Guide der Amazonas Tour, die wir für die nächsten 4 Tage gebucht hatten. Dieser machte uns abgesehen von dem Fakt, dass wir uns aufgrund seines exorbitanten Schielers nie sicher waren wen er gerade anschaute, einen sehr netten Eindruck.

Früh am nächsten Morgen brachen wir zunächst per Bus und anschließend per Boot auf und begaben uns tief in den Dschungel. Am frühen Abend kamen wir dann in einer winzigen Siedlung mitten im Amazonas an. Dort schickten wir uns gleich an die Locals zu einem kleinen Kickerl herauszufordern. Bei 28 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit kassierten wir aber prompt eine deftige Abreibung, die uns zusätzlich zu unserem Stolz noch einen ordentlichen Betrag Geld kostete. Außerdem sahen wir uns in der Dämmerung einer Mosquito-Plage von biblischen Ausmaß ausgesetzt. Trotz Insektenspray und hektischen Umherzappeln hatten wir alle mindestens 10 Mosquitoes auf jedem Arm und wurden richtiggehend aufgefressen. Glücklicherweise hatten wir für die Nacht Mosquitonetze über unseren Betten, die mit Ausnahme von Niklas seinem auch undurchlässig waren. Nach Einbruch der Dunkelheit machten wir uns gleich zu einer Nachtwanderung mit Stirnlampen auf, bei der wir unter anderem handgroße Taranteln und andere Spinnen sahen

Um fünf in der Früh am nächsten Tag standen wir auch schon wieder auf um mit einem kleinen Kanu am Fluß auf und ab zu fahren und dabei Tiere zu beobachten. Zu unserer völligen Überraschung trafen wir dabei auch auf Nicolaus Nitsch, mit dem wir eigentlich erst paar Tage später in Bogota gerechnet hätten.

Nach dem Essen, das über die ganze Tour ausschließlich aus Reis mit Huhn bestand, machten wir noch zu Fuß eine Wanderung durch den Dschungel. Dabei erwiesen sich die anfangs eher als Gag gekauften Explorerhütte als ziemlicher Glücksgriff. Neben der fantastischen Optik schützten diese nämlich vor Sonne und vor allem Viechern, die einem sonst eventuell in den Nacken gesprungen wären.

Kurz vor der Dämmerung schlugen wir dann an einem geeigneten Spot mitten im Dschungel unsere Zelte auf. Der Regenwaldboden war zwar nicht allzu bequem, aber die Zelte versprachen wenigstens halbwegs Schutz vor Mosquitos zu bieten. Nachdem Tropendoc Christoffer Dejaco noch schnell seinen Companion Stephan Wolfsberg, der von einer Anakonda ins Auge gebissen wurde, behandelt hatte, gingen wir alle zeitig schlafen.

Auch der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Tierbeobachtung.

Neben Affen, Wasserschlangen, Papageien, verschiedensten Vögeln sahen wir sogar pinke Delphine. Beim Spotten der teilweise gut getarnten Tiere war unser Guide ein wahrer Profi. Vielleicht auch weil er aufgrund seiner etwas spezielleren Augen drei Bäume gleichzeitig beobachten konnte. Nach Einbruch der Dunkelheit brachen wir dann noch zu einem der Highlights der Tour auf : Der Suche nach Alligatoren.

Dabei padelten wir wieder im Kanu über den Fluß und spähten konzentriert in die Dunkelheit. Nach einiger Zeit würden wir fündig und unser Führer sprang nur mit Flipflops ans Ufer und kehrte wenige Momente später mit einem Babyalligator in den Händen zurück.

Obwohl die Amazonas Tour definitiv eines der bisherigen Highlights unserer Reise war, freuten wir uns am letzten Tag alle wieder in die Zivilisation zurück zu kommen.

Tag 35

In Lima angekommen freuten sich alle auf, die doch etwas zu kurz gekommene Privatsphäre im Amazonas und auf eine wohltuende Dusche. Nach vollbrachter Körperpflege und exzessiver Handyzeit lies uns der Amazonas aber immer noch nicht los. So ziemlich jedes Kleidungs bzw Gebrauchsutensil das den Jungel gesehen hatte, stank apokalyptisch. Obwohl wir glauben, dass die meisten sich vorstellen können wie sehr Handtücher nach 4 Tagen des Küssens des Amazonaswassers böckeln, hier ein paar Vergleiche:

Tinos Turnleiberl, das in 3 Jahren exzessiver Benutzung nie eine Waschmaschine gesehen hat.

Die Socken des Christoffer Dejaco nach einer 3-Tageswanderung oder die Jausenbrote des Niklas, die teilweise mehrere Monate die Vordertasche seines Rucksackes nicht verlassen haben.

Da unser Hostel, indem uns mittlerweile der gesamte Staff beim Namen kannte, auch einen Wäschedienst bereitstellte war das aber kein Problem. Nochmal Rip an die Waschmaschine, zufälligerweise hat sie Arno schon gestern auf eBay gesehen, Kategorie „Ersatzteile“.

Der finale Abend in Lima brach heran und die Vorfreude auf unseren Companion Nico, der schon in Bogota gelandet ist machte sich bemerkbar. Jedoch war es gleichzeitig auch ein wehmütiger und fast trauriger Abend, da es der vorerst Letzte mit unserem deutschen Kameraden Nils sein sollte, der noch nicht genug von Tracking hatte und weiter in den Norden Perus reisen wollte.

An dieser Stelle ist es angebracht ein großes „DANKE“ an ihn auszusprechen! Er hat uns am Anfang der Reise unwissenden „Backpackern“ enorm unter die Arme gegriffen und bei Touren und Buchungen immer ein gutes Händchen bewiesen. Außerdem ist er ein sehr guter Freund der Gruppe geworden, der nicht nur den klassischen Schmäh adaptiert, sondern auch ausgebaut und verfeinert hat. Wir glauben es heißt etwas, wenn man aus dem Nichts 6 Wochen gemeinsam reist und sich die Gruppendynamik täglich verbessert!

Am nächsten Tag war eigentlich alles bereit nach Bogota zu fliegen. Leider hat Niklas von Bauchweh aka Dr.Dr Magen-Darm über die letzten Tage unausstehliche Schmerzen und musste anstatt in den Flieger zu steigen ins Spital fahren. Nachdem er sein Leid mir einer Frau unter Wehen verglichen hat, wurde er aber doch eher belächelt. Im Spital wurde dann festgestellt dass er leider auch unter sehr hohem Fieber litt und deswegen unmöglich fliegen konnte. Deswegen flogen Chri und Arno vor und Stephan blieb freiwillig mit dem Oberpatienten zurück. (Danke W an der Stelle)

Am nächsten Tag schlugen die Medikamente Gott sei Dank überraschend gut an und Niklas fühlte sich in der Lage den Abendflug nach Bogota anzutreten.

Sehr zur Freude des Stephan, der zuvor nämlich von einer absurden Nacht des Trio-infANALE gehört hatte und sich seiner Seits auf den Abend freute.

Zuversichtlich und voller Vorfreude stiegen Niklas und Stephan ins Taxi, nicht ahnend welch Husarenritt und nervliche Belastung Ihnen bevorstehen würde.

Nämlich gleich nach der Auffahrt auf die Autobahn wurde die scheinbar endlose Autokolonne sichtbar und die Ankunftszeit des Navis hüpfte in großen Schritten nach hinten. Dem nicht genug ging unserem Taxler auch plötzlich das Auto ein und er haute uns wortlos an einer Tankstelle im Nirgendwo raus. Uns war sofort bewusst wenn wir nicht binnen 5 Minuten ein Taxi finden, können wir uns in den Bus zurück ins Hostel setzen. 10 Minuten vergingen und kein einziges Taxi wollte uns angesichts des Staus mitnehmen, trotz schon fast lächerlich hohen Bestechungsversuchen.

In einer scheinbar aussichtslosen Lage kam uns ein wahres Engel an Überfahrer den Weg und nahm uns obwohl er schon eine Person im Auto hatte mit zum Flughafen. Plötzlich waren wir wieder back in the Game und für 5 Minuten machte sich sogar leichter Optimismus breit. Als uns aber ein Polizist wegen einer Großdemo die Straße vor der Nase sperrte war uns klar, diesen Flug bekommen wir nicht mehr. Tatsächlich erreichten wir den Eingang des Flughafens fiebsend und weinend kurz nachdem unser Flieger abgehoben hatte.

Am nächsten Tag lief Gott sei Dank alles nach Plan und wir landeten endlich in Bogota, wo das noch immer völlig restfette Trio zufrieden anlächelte.

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